Feel the Ippon: Gefährten Ost meets Gefährten Südwest

Da ein technisch an den Instructor des Deutschen JKA-Karate Bundes (DJKB), Sensei Risto Kiiskilä (6. Dan), ausgerichtetes Training die verschiedenen Vereine verbindet, lag der Gedanke nahe, wieder einmal ein gemeinsames Training zu organisieren. So geschehen am 29.09.2018 und für alle mit halbwegs erträglichen Fahrzeiten in der Mitte der Republik – beim Karate-Dojo in Rotenburg an der Fulda.

Seit zehn Jahren ist es eine gute Tradition geworden, dass sich drei Mal im Jahr eine Gruppe von Trainern zu Übungseinheiten zusammenfindet, um so über verschiedene Vereine hinweg ein technisches Niveau zu halten und sich über Fragen der Karatelehre auszutauschen.

Ein rotierendes Trainersystem und selbst gesuchte Schwerpunkte ermöglichen es, die eigene Trainingsmethodik über den Fitnessaspekt hinaus in der Diskussion zu reflektieren. So entstanden die Gefährten Ost und von dieser kontaktfreudigen Idee angetan, entwickelte sich vor einigen Jahren ein Ableger, die Gefährten Südwest mit Schwerpunkt in Freiburg.

Das gab es ein großes Hallo, als Freiburg, Singen, Lenzkirch und Tübingen sowie Berlin, Halle, Leipzig und Kamenz aufeinandertrafen. Weiterhin noch mit einigen Karatekas aus Rotenburg als lokale Verstärkung war die Sporthalle an einem strahlend blauen Spätsommertag gut gefüllt. So machten sich die Teilnehmer frisch ans Werk, denn das selbstgestellte Tagespensum wartete mit einigen intensiven Erarbeitungsphasen auf.

Den Anfang machte Andreas Einecker, 6. Dan aus Freiburg, der mit einigen Elementen der Kata Hokkyukuko einen dynamischen Auftakt gab. Ausgangsfrage: Wie gelingt der Übergang von Grundschultechniken in eine Bewegung? Garniert mit viel Partnertraining ging es um Bewegung und Beweglichkeit.

Nach einer kurzen Pause setzte man die Eleganz der Bewegung fort, als Rene Lehmann (Berlin) einige Bewegungsmuster aus der Kata Hokkykuko mit Blick auf Fußtechniken akzentuierte. Da merkten die Teilnehmer dann schon in der zweiten Einheit, dass es zu einer notwendigen Voraussetzung wird, dass die Beine funktionieren, nicht nur, um die gegnerische Linie aus der Bewegung verlassen zu können, sondern eben auch, um eine Folgetechnik ansetzen zu können.

Wie schwierig das nachher in der Umsetzung wird, wenn aus der Trockenübung eine Freikampfsituation wird, haben alle dann bei Norman Bach, 4. Dan aus Halle/Saale, in der dritten Einheit selbst erfahren können. In der Kumiteeinheit ging es Norman vornehmlich darum, einen Zweikampf stufenweise aufzubauen, um mit einer Zunahme der Komplexität (bspw. erst nur Handtechniken, dann nur Fußtechniken, ohne Konter, mit Konter etc.) das Stresslevel und den Konditionsaspekt für den Angreifer zu erhöhen.

Zum Abschluss gab dann noch eine Einheit, in der Prof. Dr. Tom Wilke, 4. Dan aus Tübingen, den Schwerpunkt auf die Kata Hokkyukuko legte. Dabei ging es neben dem Ablauf um zwei, drei Schwerpunkte, die sich in vielen anderen Bewegungen wiederfinden lassen: so zum Beispiel die Schulter- und Oberkörperrotation, Endpunkt oder Kraftübertragung.

Apropos Kraft: Nach vier Einheiten zeigten die zum Teil wundgerutschten Fußsohlen und die schwindenden Energie- und Konzentrationsressourcen aller, dass die Idee eines gemeinsamen kontaktfreudigen Trainierens auch motivationserhöhend wirkt.

Keine Ausfälle, keine Verletzungen, dafür der intensive Spirit des „Feel the Ippon“, der jedem zeigt, was es noch individuell zu trainieren gibt. Das charmante Motto des Gefährtentrainings („Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität“, Bertolt Brecht) zog sich auch durch die am Ende stattfindende Auswertung, bei der verschiedene Aspekte noch einmal stärker zum Tragen kamen, die im Laufe des Tages unter Umständen zu kurz kamen.

Und so ließen sich alle Teilnehmer dann nach dem gemeinsamen Abendessen bei der ein oder anderen Hopfenkaltschale oder einem Salmiakki einen starken Trainingstag ausklingen.


Erstellt am 07.10.2018. Letzte Änderung am 07.10.2018 von Volker Sandrock